Missverständnisse der Khawarij – Was du darüber wissen solltest

Die Khawarij sind eine der frühesten Abspaltungen in der islamischen Geschichte. Sie sind bekannt für ihre extremistischen Ansichten und ihre falschen Interpretationen des Qur’ans. In diesem Artikel klären wir 3 zentrale Missverständnisse auf, die sie geprägt haben, und warum diese gefährlich sind.


1. “Wer nicht nach der Sharia urteilt, ist ein Ungläubiger”

  • Was die Khawarij sagen:
    Jeder, der nicht nach den Gesetzen Allahs urteilt, ist ein Kafir (Ungläubiger). Sie beziehen sich dabei auf den Vers:
    „Und wer nicht nach dem urteilt, was Allah herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen.“ (Al-Maida: 44)
  • Der Fehler:
    Die Khawarij ignorieren, dass dieser Vers kontextabhängig ist. Gelehrte wie Ibn Abbas und Ibn Kathir haben erklärt, dass es hier auf die Absicht und den Glauben desjenigen ankommt:
    • Wenn jemand bewusst Allahs Gesetze ablehnt oder für nicht relevant hält, ist dies Kufr Akbar (großer Unglaube).
    • Wenn jemand jedoch aus Schwäche oder Sünde anders urteilt, ohne die Sharia zu leugnen, ist dies Kufr duna Kufr (kleiner Unglaube).
  • Was du mitnehmen kannst:
    Nicht jede Sünde macht jemanden zum Ungläubigen. Der Islam differenziert zwischen großen und kleinen Sünden sowie den inneren Überzeugungen.

2. “Sünden machen dich automatisch zum Kafir”

  • Was die Khawarij sagen:
    Große Sünden wie Diebstahl oder Ehebruch führen dazu, dass man kein Muslim mehr ist.
  • Der Fehler:
    Die Khawarij ignorieren die Lehren des Propheten Muhammad (ﷺ) und seiner Gefährten:
    • Der Prophet sagte:
      “Der Dieb ist kein Gläubiger, während er stiehlt, und der Ehebrecher ist kein Gläubiger, während er Ehebruch begeht.”
      (Sahih al-Bukhari, Sahih Muslim)

      → Bedeutet: Der Iman (Glaube) wird geschwächt, aber die Person bleibt Muslim.
  • Was die Gelehrten sagen:
    • Ibn Taymiyyah: “Sünden können den Glauben schwächen, aber sie allein führen nicht dazu, dass jemand aus dem Islam austritt.”
    • Ibn Kathir: Sünden sind schwerwiegend, aber die Rückkehr zu Allah und Reue stehen immer offen.
  • Was du mitnehmen kannst:
    Der Islam unterscheidet zwischen Sünde und Kufr. Kein Muslim sollte aufgrund von Fehlern verurteilt werden, solange er die Grundlagen des Glaubens anerkennt.

3. “Rebellion ist der Weg zu Gerechtigkeit”

  • Was die Khawarij sagen:
    Wenn ein Herrscher nicht strikt nach der Sharia regiert, ist es erlaubt (oder sogar Pflicht), gegen ihn zu rebellieren.
  • Der Fehler:
    Die Khawarij ignorieren die klare Aussage des Propheten Muhammad (ﷺ):
    “Hört und gehorcht, auch wenn euch jemand regiert, dessen Kopf wie eine Rosine aussieht, solange er das Gebet unter euch verrichtet.” (Sahih al-Bukhari)
    • Die Gelehrten wie Sheikh Bin Baz und Ibn Taymiyyah betonen: Solange ein Herrscher Muslim bleibt, ist es verboten, gegen ihn zu rebellieren – es sei denn, es liegt ein klarer Beweis für offenen Unglauben vor.
  • Was passiert bei Rebellion?
    • Chaos und Blutvergießen unter den Muslimen.
    • Schwächung der Gemeinschaft und Öffnung der Tür für äußere Feinde.
  • Was du mitnehmen kannst:
    Geduld und das Festhalten an der Sunnah sind der Weg des Propheten. Unrecht soll durch Weisheit und Rat korrigiert werden, nicht durch Gewalt.

Fazit: Warum die Khawarij falsch liegen

  • Sie ziehen Qur’anverse aus dem Kontext, um ihre extremistischen Ansichten zu rechtfertigen.
  • Sie ignorieren die Lehren des Propheten (ﷺ) und der Gelehrten.
  • Ihre Ansichten führen zu Spaltung, Chaos und Unrecht.