„Es werden Zeiten kommen, in denen den Lügnern geglaubt und die Wahrhaftigen abgelehnt werden, in denen der Treulose als vertrauenswürdig gilt und der Vertrauenswürdige als Verräter, und die niederträchtigen Menschen werden sprechen.“
Es wurde gefragt: „Wer sind die niederträchtigen Menschen?“
Der Prophet ﷺ antwortete: „Es ist der unwürdige, gemeine Mann, der über die Angelegenheiten der Allgemeinheit spricht.“**
(Berichtet von Ahmad und Ibn Madscha; authentifiziert als Hasan)
Wer war Sayyid Qutb?
- Geboren: 1906 in Ägypten
- Hintergrund: Nach einer islamischen Kindheit wurde Qutb durch westliches Denken geprägt, besonders durch marxistischen Sozialismus. Marxismus ist eine Ideologie, die soziale Gerechtigkeit durch Abschaffung der Klassenunterschiede und Umverteilung von Reichtum anstrebt.
- Muslimbruderschaft: In den 1950er Jahren trat er der Muslimbruderschaft
(al-Ikhwan al-Muslimun) bei, einer politischen und religiösen Organisation, die für islamische Reformen und gegen westliche Einflüsse kämpfte. - Hinrichtung: Qutb wurde 1966 unter dem ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser gehängt, da er zur Revolution gegen den Staat aufgerufen hatte.
Der Mythos um den „Märtyrer“
Viele betrachten Qutb als Märtyrer (Schahid), weil er für seine Ideale starb. Doch islamische Gelehrte haben klargestellt, dass niemand sicher als Märtyrer bezeichnet werden kann, es sei denn, Allah hat es im Qur’an oder in der Sunnah offenbart.
- Imam al-Bukhari schrieb in seinem Sahih-Werk:
„Es sollte nicht gesagt werden, dass so und so ein Märtyrer ist.“ - Über Qutbs Fall speziell sagten orthodoxe Gelehrte wie Ibn Baz, dass seine ideologischen Abweichungen ihn eher in die Gefahr von Allahs Strafe bringen könnten, als ihn als Märtyrer zu qualifizieren. (Majmu’ Fatawa wa Maqalat Mutanawwi’ah, Band 4).

Seine Ideen und deren Einfluss
Sayyid Qutb war der Architekt eines radikalen Denkens, das die moderne Welt des Extremismus geprägt hat. Seine Ideen wurden zur Grundlage für Gruppen wie Al-Qaida, die Hamas und andere.
1. Der Aufruf zur „revolutionären Vorhut“
- Was bedeutet das? Qutb forderte eine kleine, organisierte Gruppe (Vorhut), die Gesellschaften in einem Zustand der „Jahiliyyah“ (Unwissenheit) bekämpfen und eine islamische Ordnung errichten soll.
- Vergleich: Diese Idee lehnt sich stark an Lenins Konzept der „revolutionären Avantgarde“ an, das eine organisierte Elite beschreibt, die politische Revolutionen anführt.
- Kritik: Sheikh Ibn Uthaymeen erklärte:
„Seine revolutionären Ideen basieren nicht auf den Lehren des Qur’an und der Sunnah, sondern auf fremden Ideologien.“ (Liqa’ al-Bab al-Maftuh, Sitzung 200).
2. Kritik an Gefährten und der islamischen Geschichte
Qutb griff bedeutende Persönlichkeiten des Islam an, darunter den dritten Kalifen Uthman ibn Affan und Muawiya ibn Abi Sufyan. Er pries die Rebellion gegen Uthman als „islamischen Geist“ (al-Adalah al-Ijtima’iyyah, 1995, S. 160-161).
Orthodoxe Gelehrte widersprechen:
Sheikh Ibn Baz erklärte hierzu:
„Die Aussagen von Sayyid Qutb, in denen er den Kalifen Uthman (رضي الله عنه) und andere Gefährten kritisiert, sind schwerwiegende Fehler. Die Gefährten des Propheten sind die besten Menschen dieser Ummah, und ihre Ehre zu bewahren, ist ein Grundsatz des Islam.“
(Majmu’ Fatawa wa Maqalat Mutanawwi’ah, Band 4).
3. Der Islam als „Mischung“ aus Christentum und Kommunismus
Qutb behauptete, der Islam sei aus Elementen des Christentums und Kommunismus geformt:
- „Islam ist eine einzigartige, konstruktive und positivistische Lehre, geformt aus Christentum und Kommunismus.“ (Marakat ul-Islam war-Rasamaliyyah, 1993, S. 16).
- Kritik: Diese Aussage widerspricht der islamischen Glaubenslehre, die den Islam als vollständige, von Allah offenbarte Lebensweise betrachtet.
Kritik von orthodoxen Gelehrten des Islam
Orthodoxe islamische Gelehrte haben Sayyid Qutbs Ideen umfangreich widerlegt. Unter ihnen:
- Ibn Baz: Er betonte, dass Qutbs Schriften wie Milestones revolutionäre Gewalt fördern und die Einheit der muslimischen Gemeinschaft gefährden.
- Ibn Uthaymeen: Er warnte davor, Qutbs Werke unkritisch zu lesen, und erklärte:
„Seine Fehler, insbesondere in Bezug auf die Gefährten, sind schwerwiegend und zeigen ein unvollständiges Verständnis des Islam.“ (Liqa’ al-Bab al-Maftuh, Sitzung 200). - Rabee‘ al-Madkhali: In Al-Awasim Mimma Fi Kutub Sayyid Qutb zeigt er detailliert, wie Qutb marxistische und kommunistische Prinzipien mit islamischen Begriffen vermischt hat.
Wichtige Kritikpunkte und Perspektiven
- Westliche Beobachter: Phil Paine, ein unabhängiger Autor und Forscher, bemerkte:
„Qutbs Ideologie hat wenig mit islamischer Tradition zu tun. Sie ist stark beeinflusst von Lenin, Marx und Hitler.“ - Islamischer Kontext: Islamische Gelehrte betonen, dass Qutbs Revolutionstheorien und Methoden nicht im Qur’an oder in der Sunnah zu finden sind, sondern auf marxistisch-leninistischen Prinzipien beruhen, die er in seiner Jugend aufnahm.
Fazit: Warnung vor ideologischen Abwegen
Sayyid Qutb bleibt eine polarisierende Figur. Während extremistische Gruppen ihn als Visionär sehen, haben orthodoxe islamische Gelehrte seine Ideen entschieden zurückgewiesen. Seine Vermischung von Islam mit fremden Ideologien zeigt die Gefahren auf, die entstehen, wenn man von den authentischen Quellen des Islam abweicht.
Quellen:
- Ahmad, Ibn Madscha (Hadith)
- Milestones von Sayyid Qutb
- Rabee‘ al-Madkhali, Al-Awasim Mimma Fi Kutub Sayyid Qutb
- Sheikh Ibn Baz, Majmu’ Fatawa wa Maqalat Mutanawwi’ah
- Sheikh Ibn Uthaymeen, Liqa’ al-Bab al-Maftuh